Von Gerald Walter.

 

Die Frage, wie denn eigentlich nach einer Wahl gezählt wird, haben mir gestern und heute deutlich mehr Menschen gestellt als noch vor dem 5. Juni. Aus diesem Grund hier eine kurze Beschreibung, was wir wirklich machen, wenn wir Stimmen auszählen. In diesem einfachen Beispiel stehen nur zwei Kandidaten zur Wahl, die Vorgänge sind bei mehr Option natürlich komplexer, in ihrem Ablauf aber gleich.

1. Schritt – Kuverts / abgegebenen Stimmen zählen

Zuerst wird gezählt, ob denn die Anzahl der abgegebenen Stimmen (=Kuverts, wenn vorhanden) mit der Anzahl der ausgegebenen Stimmzettel übereinstimmt. Da diese normalerweise unmittelbar vor der Wahl verteilt werden, sollte hier eine Übereinstimmung vorliegen. In dieser Phase wird noch nicht überprüft, für wen abgestimmt wurde.

2. Schritt – falls Vorhanden, Kuverts öffnen und Stimmzettel entnehmen

Wenn Kuverts vorhanden waren, werden diese nun geöffnet und die Stimmzettel entnommen. Danach wird die tatsächliche Anzahl der Stimmzettel ermittelt, da es auch immer wieder vorkommt, dass leere Kuverts abgegeben werden. Auch hier wird gezählt, noch nicht auf die tatsächliche Stimme geachtet.

3. Schritt – sortieren der abgegebenen Stimmen

Es ist soweit, man wirft einen Blick auf die abgegebenen Stimmen und sortiert nach Ergebnissen. Wenn z.B. 2 Personen zur Wahl stehen, werden 2 Stapel gebildet. Wenn besonders viele Stimmzettel vorliegen, kann jede(r) KandidatIn auch mehrere bekommen. Ungültige und fragwürdige Stimmzettel werden ebenfalls aussortiert. Es wird einzeln über jeden nicht eindeutigen Stimmzettel abgestimmt, ob das Ergebnis ungültig oder einem Kandidaten zuzuordnen ist.

4. Schritt – der erste Stapel wird gezählt

Man nimmt sich eine Ergebnisgruppe vor und zählt nur diese. Also z.B. alle Stimmen für Kandidat A werden gezählt. Normalerweise nimmt sich jeder der Zählenden, und das sind immer mehrere Personen, einen Pack vom Stoß und zählt immer 10 ab, macht dann einen 10er Stoß und zählt danach die nächsten 10. Dadurch wird ein Verzählen großteils vermieden. Am Ende zählt jeder seine Zehnerstöße und eine Restmenge < 10. Der Wahlleiter oder eine von ihm gewählte Person geht dann herum und fragt ab. Das bekommt jeder in der Kommission mit und wenn die Zahl nicht exorbitant groß ist, rechnet auch jeder schon mit, weil alle auch wissen wollen wie das Ergebnis ist. In jedem Fall gibt der Wahlleiter ohnehin dann bekannt, was die Zählung ergab. Nach diesem Schritt, erfährt man bei nur zwei Kandidaten gleich zwei Dinge:

a.) Wer die Wahl gewonnen hat, weil bekannt ist, wie viele Stimmen für das Überschreiten der 50% erforderlich sind.
b.) Wie viele Stimmen der andere Kandidat korrekterweise haben muss, da die Summe der Stimmen der abgegeben Anzahl aus Schritt 1 bzw. bei Kuverts, Schritt 2, entsprechen muss.

5. Schritt – der zweite Stapel wird gezählt.

Wie beim ersten Stapel nimmt sich nun jeder wieder einen Teil des Stoßes und zählt in Zehnerstößen. Am Ende wird das Ergebnis mit dem Sollwert verglichen. Ist dieser korrekt, kann die Wahl hier beendet werden und die Kommission unterschreibt, was sie gezählt hat. Ist der Sollwert ein anderer, als der tatsächlich gezählte, werden BEIDE Stapel erneut gezählt. Man beginnt also wieder bei Schritt 4. Das kommt häufig vor und auch in Krenglbach hatten wir schon Wahlgänge, wo diese Schritte mehrmals wiederholt wurden.

Bei Schritt 4 und 5 kann auch nicht aus Versehen ein Stapel für den falschen Kandidaten gezählt werden, es sind im Normalfall immer Unterstützer BEIDER kandidierenden KandidatInnen am Zählen und da schaut man auch, ob die Stimmabgabge am Zettel, den man gerade zählt, auch korrekt ist.

Gezählt wird, bis Anzahl der abgegebenen Stimmen und gezählte Stimmen + ungültige korrekt übereinstimmen. Danach wird unterschrieben und das Ergebnis auch in die EDV eingegeben. Würde dann etwas so seltsames passieren, wie das z.B. das falsche Ergebnis verkündet würde, wäre das für alle Mitglieder der Wahlkommission offensichtlich. Entsprechend müsste die Bekanntgabe des Ergebnisses dann auch sofort beeinsprucht werden.

Wer noch nie als Wahlbeisitzer dabei war und auf der Liste einer wahlwerbenden Partei steht, sei an dieser Stelle herzlich eingeladen. Die nächste Wahl kommt bestimmt und wir brauchen immer Menschen, die hier ihre Freizeit in den Dienst der Allgemeinheit stellen. Vielen Dank!